ACHTES BUCH. III. KAPITEL.
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Es giebt noch mehrere Gattungen Wassers von besonderen Eigen¬
schaften: als in Sicilien ist der Himera Fluss, der nicht weit von
seinem Ursprunge sich in zwey Arme theilt, deren Einer Etrurien *)
gegen über ausfliefst und ungemein süss schmeckt, weil er durch
einen süssen Boden läuft; der Andere aber, dessen Lauf durch eine
Gegend geht, wo Salz gegraben wird, einen salzigen Geschmack hat.
Desgleichen giebt es in der Parätonischen Landschaft, und da, wo
der Weg nach dem Tempel des Hammon geht, auch am Berge
Casius auf der Ägyptischen Grenze — morastige Seen, welche so
salzig sind, dass auf ihrer Oberfläche das Salz fest wird. Auch noch
an mehreren Orten giebt es Quellen, Flüsse und Seen, welche darum,
g) Ich lese mit Fea; contra Etruriam, anstatt contra Aetnam ; weil diese Lese¬
art, mit dem wahren Laufe des Flusses übereinstimmt. Übrigens standen in Anse¬
hung des Himera Flusses die Alten in einem Irrthume, dessen sich auch Vitruv
hier schuldig macht, und welcher in folgender Stelle aus Bartels Briefen über
Kalabrien und Sizilien, 2.Th. S. 18 u.f. nicht allein gerügt, sondern auch
berichtiget wird: „Vall di Noto fasst in einem Umkreise von 260 Millien den
südöstlichen Theil der Insel in sich: gegen Osten macht der Fluss Giarretta die
Grenze, gegen Süden der Fluss Salso, der bey Alicata ins Libysche Meer fliesst.
In der alten Geschichte hiefs dieser Fluss Himera, daher entstand der Irrthum
dass man beyde Flüsse für Einen und denselben hielt, der von Süden bis Norden
Sizilien durchschnitte, und also zwo Inseln aus dem Lande bildete. Es wird Ihnen
indessen bekannt seyn, wie wenig gegründet diese Meinung ist, und wie weit von
einander entfernt die Quellen beyder Flüsse sind. Es dämmt sich eine grosse Bergreihe
zwischen ihnen, die vor dem das Gebirge Nebrodes oder Maro genannt ward,
jetzt aber bey den Sizilianern Madunia heisst. An ihrem südöstlichen Abhange,
20 Millien vom nördlichen Ufer der Insel, hat der Salso Fluss, einer der grössten
Siziliens, seinen Ursprung: der Termini Fluss hingegen entspringt am nordwest-
lichen Abhange dieser Gebirge und fliefst ins Tyrrhenische Meer. Der salzige
Geschmack des Wassers, der von den vielen in dieser Gegend befindlichen Salzgruben
herrührt, gab dem Flusse den heutigen Namen. Schon bey den Alten erhielt er
durch diese Eigenschaft einen Beynamen. Diodorus Siculus z. B. nennt ihn den
salzigen Flus.
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