Full text: Zweyter Band (2)

VORREDE. 
Aristipp, ein Sokratischer Philosoph, erzählt man, litt Schiff¬ 
bruch und ward an die Rhodische Küste ans Land geworfen. Hier 
fand er geometrische Figuren — schemata — im Sande gezeichnet, 
und rief seinen Gefährten zu: Getrost, meine Freunde, ich sehe Men¬ 
schenspuren! Sofort gieng er in die Stadt Rhodos und begab sich 
gerades Wegs ins Gymnasium, wo er mit solchem Beyfalle über 
Philosophie redete, dass er so reichliche Geschenke erhielt, dals er nicht 
allein sich selbst mit allem Nöthigen versehen, sondern auch seinen 
Gefährten Kleidung und Unterhalt schaffen konnte. Als diese endlich 
nach ihrer Heimat zurückkehren wollten, und ihn fragten, ob er 
etwas nach Hause zu bestellen habe? so trug er ihnen auf, dort aus¬ 
zurichten: Man möchte doch ja den Kindern kein anderes Reisege¬ 
räth und-Geld mitgeben, als was selbst im Schiffbruche mit ihnen 
an das Land schwämme; denn nur das seyn die zuverlässigsten Gü¬ 
ter des Lebens, über die weder Glückswechsel, noch Staatsverände¬ 
rungen, noch Kriegsverheerungen das Geringste vermöchten. 
Theophrast, der diesen Gedanken noch weiter ausführt, be¬ 
weisst den Satz, dass man mehr auf Kenntnisse als auf Geld fussen 
müsse, folgendermassen: Nur der unterrichtete Mann, sagt er, sey 
in der Eremde nicht fremd, noch selbst dann, wenn er von Freun- 
V. II. B.
	        
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