FÜNFTES BUCH. III. KAPITEL,
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Wird es an Gebirge angelegt, *) so macht der Grund — fun¬
damenta — keine Schwierigkeit. Zwingt die Noth aber, es in einer
Ebene, oder an einem sumpfigen Orte zu erbauen: so ist der Boden
so fest zu machen, und der Grundbau — substructiones — so einzu-
richten, wie im dritten Buche bey der Grundlage der Tempel
vorgeschrieben worden ist.
Auf dem Grunde muss aus steinernen oder marmornen Mate¬
rialien von unten auf die Stufenerhöhung — gradationes — ver¬
fertiget werden.
Der Absätze — praecinctiones — Anzahl muss mit der Höhe
der Theater in Verhältnisse stehen; auch dürfen sie nicht höher als
breit seyn. Denn, wenn sie höher wären, würden sie die Stimme
zurück, und nach dem oberen Theile zu, treiben und also verhin¬
dern, dals zu den obersten Sitzen — sedes, — welche sich über den
Absätzen befinden, der Klang der Worte nicht deutlich und vernehm¬
lich gelange. Überhaupt ist es so einzurichten, dass, wenn man von
der untersten bis zu der obersten Sitzstufe — gradus — eine Schnur
zieht, diese alle Spitzen oder Ecken — cacumina angulosque — der
s) Die Alten lehnten ihre Theater gern an den Abhang eines Berges oder Hügels an,
weil sie dabey nicht allein an den Bau- und Erhaltungskosten gewannen, sondern auch
vor Einsturz des Gebäudes sicher waren. Diess bezeugen viele Griechische und Römi¬
sche Theater, von denen noch Überbleibsel vorhanden sind: z. B. die Theater zu Athen,
Smyrna, Ephesus, Milet, Taormina, Catania und Sagunt (itzt Morvie-
dro d. i. muri veteres. Siehe die Beschreibung des hieselbst in Trümmern liegenden
Theaters in Travels through Spain in the years 1775 and 1776, by Henry Swinburne-
London, 1779. 4. p. 89, 90.; vorzüglich aber in den Lateinischen Briefen Em
Marti, Dechants zu Alicant, die um das J. 1720. geschrieben worden sind, und worüber
in die Transactions of the royal Irish Academy 1789. Vol. III. W. Couyngham
Anmerkungen eingerückt hat.
V. I. B.