Full text: Erster Band (1)

FÜNFTES BUCH. III. KAPITEL, 
211 
Wird es an Gebirge angelegt, *) so macht der Grund — fun¬ 
damenta — keine Schwierigkeit. Zwingt die Noth aber, es in einer 
Ebene, oder an einem sumpfigen Orte zu erbauen: so ist der Boden 
so fest zu machen, und der Grundbau — substructiones — so einzu- 
richten, wie im dritten Buche bey der Grundlage der Tempel 
vorgeschrieben worden ist. 
Auf dem Grunde muss aus steinernen oder marmornen Mate¬ 
rialien von unten auf die Stufenerhöhung — gradationes — ver¬ 
fertiget werden. 
Der Absätze — praecinctiones — Anzahl muss mit der Höhe 
der Theater in Verhältnisse stehen; auch dürfen sie nicht höher als 
breit seyn. Denn, wenn sie höher wären, würden sie die Stimme 
zurück, und nach dem oberen Theile zu, treiben und also verhin¬ 
dern, dals zu den obersten Sitzen — sedes, — welche sich über den 
Absätzen befinden, der Klang der Worte nicht deutlich und vernehm¬ 
lich gelange. Überhaupt ist es so einzurichten, dass, wenn man von 
der untersten bis zu der obersten Sitzstufe — gradus — eine Schnur 
zieht, diese alle Spitzen oder Ecken — cacumina angulosque — der 
s) Die Alten lehnten ihre Theater gern an den Abhang eines Berges oder Hügels an, 
weil sie dabey nicht allein an den Bau- und Erhaltungskosten gewannen, sondern auch 
vor Einsturz des Gebäudes sicher waren. Diess bezeugen viele Griechische und Römi¬ 
sche Theater, von denen noch Überbleibsel vorhanden sind: z. B. die Theater zu Athen, 
Smyrna, Ephesus, Milet, Taormina, Catania und Sagunt (itzt Morvie- 
dro d. i. muri veteres. Siehe die Beschreibung des hieselbst in Trümmern liegenden 
Theaters in Travels through Spain in the years 1775 and 1776, by Henry Swinburne- 
London, 1779. 4. p. 89, 90.; vorzüglich aber in den Lateinischen Briefen Em 
Marti, Dechants zu Alicant, die um das J. 1720. geschrieben worden sind, und worüber 
in die Transactions of the royal Irish Academy 1789. Vol. III. W. Couyngham 
Anmerkungen eingerückt hat. 
V. I. B.
	        
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