M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
178
Decke — lacunaria — in viertehalb Theile getheilt und davon zwey
der Thüröffnung zur Höhe gegeben werden. Diese Höhe theile man
in zwölf Theile und mache aus sechstehalb die untere Breite der
Offnung; die obere aber mache man enger, ) und zwar um ein Drit-
tel der Einfassung, wenn die Höhe höchstens sechzehn Fuss beträgt;
um ein Viertel der Einfassung, wenn die Höhe sechzehn bis fünf
und zwanzig Fuss beträgt; um ein Achtel der Einfassung, wenn die
Höhe fünf und zwanzig bis dreyfsig Fuss beträgt; übrigens aber müs¬
sen, je mehr die Höhe beträgt, um desto senkrechter die Seitenge¬
wände gestellt werden.
Die Seiteneinfassung
— ipsa antepagmenta — mache man unten
ein Zwölftel der Thüröffnung breit; oberhalb ziehe man sie um ein
Vierzehntheil ihrer Breite ein: Der Sturz — supercilium — sey so
hoch, als die Seiteneinfassung oben breit ist; die Kehlleiste mache
man ein Sechstel der Seiteneinfassung; die Ausladung aber der Höhe
gleich; und sowohl die Lesbische Leiste — cymatium Lesbium m)
als das Stäblein — astragalus — muss geschnitzt werden.
Über des Sturzes Kehlleiste kommt der Fries — hyperthyrum,
dem Sturze an Höhe gleich, zu liegen; und eine Dorische Leiste mit
einem Lesbischen Stäblein ist daran Hach zu schnitzen.
Darauf mache man einen glatten Kranz mit einer Kehlleiste,
dessen Ausladung der Höhe des Sturzes, welcher über die aufrechten
1) Thüre und Fenster des runden Tempels der Vesta zu Tivoli haben oberhalb
diese Einziehung. (s. Desgodez, p.95. und F. Piranesi raccolta di tempi etc.
pag. 14. Tav. VIII e IX.) Ingleichen die Fenster in der West-Fronte des Tempels der
Minerva Polias zu Athen. (S, Ant. of Athens, Vol. II. Chap. II. Pl. XV.)
m) The Lesbian cymatium I judge to be an ogee, or sima reversa; because
the generality of the ancient portals known to us, have this moulding for the cyma
tium of their antepagments; and thus it is in the portal of Cora, which in so many
ether respects agrees with the description of Vitruvius. Newton's Vitr. p.82.