ERSTES KAPITEL.
Die drey Säulenarten und ihre Erfindung. Verhältnifs des Corinthischen
Kapitäls.
Die Corinthischen Säulen haben, die Kapitäle ausgenommen, alle
Verhältnisse mit den Ionischen gemein. Bloss die Höhe der Ka¬
pitäle macht sie verhältnifsmässig höher und dünner aussehend; denn
die Höhe des Ionischen Kapitäls beträgt nur ein Drittel der Säu¬
lendicke; da hingegen das Corinthische Kapitäl den ganzen Schaft¬
diameter zur Höhe hat. Da nun zwey Drittel der Säulendicke den
Corinthischen Kapitälen zugesetzt werden; so erhalten sie wegen
dieses Zusatzes an Höhe ein schlankeres Ansehen. Die übrigen Theile,
welche über die Säulen gelegt werden, 2) werden zu den Corinthi¬
schen Säulen entweder von der Dorischen oder lonischen Bau-
art entlehnet; weil die Corinthische Gattung an und für sich selbst
keine eigene Einrichtung weder des Gebälks noch der übrigen Ver¬
zierungen hat; sondern bald, nach Maafsgabe der Dreyschlitze —tri¬
glyi, — Sparrenköpfe — mutuli,— und an den Unterbalken Tropfen
— guttae, — nach Dorischem Gebrauch; bald nach Ionischer
Manier, einen mit Schnitzwerk verzierten Fries sammt Zahnschnitt
— denticuli — und Kranzgesimse anbringt: solchergestalt, dass aus
a) d.i. das Gebälk.