M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
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Es wachsen übrigens diese Bäume vorzüglich in Kreta, in
Afrika und in einigen Gegenden Syriens.
Der Lärchenbaum — Larik,— welcher nur in den Muni¬
cipal-Stadten am Po und an der Küste des Adriatischen Meeres
bekannt ist, ist wegen der heftigen Bitterkeit seines Safts nicht allein
der Fäulniss und den Würmern nicht unterworfen; sondern er fäng
auch kein Feuer, noch ist er anders in Olut zu bringen, als wenn er,
gleich dem Kalksteine im Brennofen — fornax — vermittelst anderes
Holzes gebrannt wird; ja, selbst alsdann geräth er nicht in Brand,
noch giebt er Kohlen, sondern glimmt nur und verzehrt sich also
ganz langsam erst nach langer Zeit; weil dessen Holz aus höchst
wenigen Feuer - und Lufttheilchen besteht, hingegen Wasser- und
Erdtheilchen dicht darin zusammen gedrängt sind, und also, da es an
Öffnungen fehlt, wodurch das Feuer eindringen könnte, dessen Ge¬
walt widersteht und sich nicht so geschwind von demselben bescha
digen lässt. Auch trägt den Lärchenbaum wegen seiner Schwère das
Wasser nicht; er wird daher blofs in Schiffen oder auf tännenen
Flöfsen — ratis — verführt.
Es verdient Erwähnung, wie dieses Holz entdeckt worden ist.
Als der vergötterte Cäsar mit seiner Armee an den Alpen stand,
und Zufuhr von den Municipal-Städten forderte; so befand sich
darunter eine befestigte Burg — castellum munitum — mit Namen
Larignum, deren Einwohner, im Vertrauen auf des Orts natürliche
Festigkeit, sich dessen Verlangen entgegen setzten: der Imperatoi
rückte also mit seiner Armee davor. Ein hoher Thurm erhob sich
vor dem Thore der Burg, aus wechselsweise nach der Lange und
der Quere über einander gelegten Balken von diesem Holze, gleich
einem Scheiterhaufen, aufgeführt, um von demselben herab mit Pfäh¬