Full text: Erster Band (1)

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M. VITRUVIUS P. BAUKUNST. 
Gebirge, und thaten daraus in zahlreichen Rotten Ausfalle, 
und 
beraubten und verheerten anfangs die neue Pflanzstadt auf das grau¬ 
samste. Nach Verlauf einiger Zeit aber legte der Colonisten Einer, 
um etwas zu gewinnen, neben dieser Quelle, ihres schönen Wassers 
wegen, ein Wirthshaus an, rüstete es mit allem möglichen Vorrathe 
aus, und war bald vermittelst seiner Geflissenheit so glücklich in sei¬ 
nem Unternehmen, dass er sogar auch die Wilden an sich zog. Ein¬ 
zeln und in Haufen fanden sie sich bey ihm ein, und entwöhnten 
sich unvermerkt ihrer rohen und wilden Lebensart durch die Ge¬ 
meinschaft mit den Griechen, deren milde Sitten sie freywillig annah¬ 
men. Und so, weil die Gemüther der Wilden, zwar nicht durch 
Mittheilung der Seuche der Unzucht, sondern durch die Süssigkeit 
der Humanität, milder geworden waren, gerieth die Quelle in diesen 
Auf! — Itzt fahre ich in der angefangenen Beschreibung der Stadt 
weiter fort. Gleichwie also zur Rechten der Tempel der Venus 
nebst der vorerwähnten Quelle; so liegt auf der linken Ecke der 
königliche Pallast, welchen Mausolus nach seinem eigenen Plane 
erbauete. Man sieht daraus, rechts den Markt, den Hafen und 
die ganze Stadt; links aber einen geheimen, vom Gebirge so sehr 
versteckten Hafen, dass niemand, was darin vorgeht, weder sehen 
noch wissen kann; der König aber aus dem Pallaste den Schiffsleuten 
und Seesoldaten ohne jemandes Wissen die nöthigen Befehle zu erthei¬ 
len vermag. Als daher, nach Mausolus Tode, die Regierung des¬ 
sen Gemahlin Artemisia zufel,- und die Rhodier aus Unwillen, 
dals ein Weib die Städte Cariens beherrschen sollte, eine Flotte 
ausrüsteten, um dieses Reich zu erobern; so lies Artemisia, als 
sie Nachricht davon erhielt, in diesem Hafen eine Flotte nebst Matro¬ 
sen und Seesoldaten — epibatae — verbergen; alle übrige Bürger aber 
sich auf die Stadtmauer stellen. Die R ho dier laufen nun ungehin¬
	        
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