ZWEYTES BUCH. VIII. KAPITEL.
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den Markt — forum?) — an: weiter hinauf, im Mittel des halbrunden
Raums, zog er, gleich einem Absatze — praecinctio, — eine breite
Strafse, in deren Mitte nachmals das Mausoleum *) mit solcher
Kunst erbauet worden ist, dass es unter die sieben Wunderwerke
der Welt gezählt wird: ganz oben aber auf dem Gipfel —arx *) —
stellte er in das Mittel einen Tempel des Mars mit einer colossali¬
schen Statue, welche Akrolithos *) heifst, und von der Hand des
berühmten Telochares *) ist, wiewohl auch einige sie für die
Arbeit des Timotheus halten; und auf die äufserste rechte Ecke
den Tempel der Venus und des Merkurs dicht neben der Quelle
Salmacis. — Man steht in dem falschen Wahne, dass diese Quelle
denen, die daraus trinken, die Liebeskrankheit — morbus Venerius —
gebe; es verlohnt daher wohl der Mühe hier anzuzeigen, woher sich
diese Meinung durch ein falsches Gerücht so allgemein verbreitet
hat; denn, dass dieses Wasser wirklich, wie verlautet, weichlich und
unzüchtig machen könne, ist eine Unmöglichkeit, da die Quelle von
Ansehen durchsichtig, und von Geschmack vortrefflich ist. Die Sache
verhält sich also: Als Melas und Arevanias von Argos und
Trözen gemeinschaftlich eine Colonie hieher führten, verjagten sie
die wilden Carier und Leleger. Diese flüchteten sich in das
p) Forum ist hier gleichbedeutend mit emporium.
q) Siehe unten B. VII. die Vorrede.
r). Weder dem Perrault, noch Galiani, noch Newton ist es eingefallen, dass
arx der Gipfel heifst.
s) Winkelmann in der Gesch. der Kunst, S.15. erklärt dieses Wort, für
eine Statue, an welcher nur die äussersten Theile von Stein waren.
t) Da zu den Zeiten des Mausolus kein Bildhauer Telochares berühmt ist;
wohl aber ein Leochares: so ist es wohl wahrscheinlich, dass auch dieser hier gemeint,
sein Name aber verschrieben sey. Siehe vom Leochares unten B. VII. Vorrede.
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V. I. B.