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M. VITRUVIUS P. BAUKUNST.
Hingegen der Gruben- oder Erdsand trockenet schnell, scha¬
det der Bekleidung nicht und ist zu Gewölben zu gebrauchen, jedoch
bloss derjenige, der frisch aus der Grube kommt; denn wenn er
lange zuvor ausgegraben da liegt, so verwittert er und wird erdig, so
dafs er, wenn man sich desselben beym Mauern bedient, nicht bin-
det, daher denn die Bruchsteine nicht fest liegen, und herabfallen,
und die Mauern keine Last zu tragen vermögen. So gut aber auch
frischer Grubensand zum Mauern ist, so taugt er dennoch nicht zur
Bekleidung, weil, seiner Fettigkeit wegen, der mit Spreu vermischte
Kalk mit solcher Heftigkeit trockenet, dass er Risse bekommt. Der
Flulssand — arena fluviatica — aber, wenn er in der Bekleidung
gleich dem Signinischen Werke 4) — Signinum — mit kleinen
Stöcken géschlagen wird, gewinnt wegen seiner Magerkeit — macri¬
tas — alle erforderliche Festigkeit.
FUNFTES KAPITEL.
Kalk. 1)
Nachdem man in Rücksicht der Sandarten das Nöthige beobachtet
hat, so ist auch in Ansehung des Kalkes alle Geflissenheit anzuwen¬
den, dals derselbe aus dem weissen Kalksteine gebrannt — coquere¬
werde.
4) Siehe unten B. VIII. Kap. 7.
*) Siehe unten B.VII. Kap. 2.