litzelle
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eigene Opfer dargebracht werden sollten: man konnte Opfer zu bringen haben die
absichtlich hinter dem Tempel verrichtet werden mussten — etwa um den Neid an¬
derer Gottheiten gleichsam hinterrücks der Hauptgottheit zu versöhnen. Konnte
man nicht zum Beyspiel hinter das Naos des Thesevstempels das Bild der Nemesis,
der Athene, oder der zu Athen so hoch verehrten Evmeniden zur Anbetung aufge¬
stellt haben? Hierzu war ein Plaz nöthig; und welche Gestalt konnte man wohl
füglicher diesem Plaze geben als eine der Vorzelle ähnliche? Darum hatte er aber
doch nicht dieselbe Bestimmung mit diesem, und kann folglich, da wo er gefunden
wird, nicht mit diesem als gleichbedeutend verwechselt werden.
Allein Ihre Frage kann auch nicht darauf abgesehen seyn, ob es überhaupt im
Altérthum Tempel mit solchen Hinterpläzen gegeben habe: Das wissen wir schon
aus der Ansicht der Ueberbleibsel. Sondern sie ist blos in Rücksicht auf die Lehre
Vitruvs gestellt. Ich werde demnach im Verfolg einen solchen Hinterplaz zur deut¬
licheren Unterscheidung eine Nachzelle nennen, da von einer wirklichen zweyten
Vorzelle oder Pronaos in der That gar nicht die Rede seyn kann, und demnach
Ihre Frage nun so stellen; „Ciebt ee in der Klaseification der regulären Tempel, wie
sie Vitruy aufstellt, solche Gattungen bei welchen eine Nachzelle statt hat, oder
müssen wir die Beyspiele die wir noch sehen können, durchaus in sein Kapitel von
den Anomalien verweisen?"
Diese so gestellte Frage lässt sich nun nicht anders auflösen, als indem wir ver¬
suchen, alle von Vitruy aufgestellte reguläre Gattungen wirklich genau nach sei¬
ner Vorschrift zu konstruiren. Lassen sie sich alle ohne Amphipronaos dieser Vor-
schrift gemäss darstellen, so haben wir keine Veranlassung ein solches anzunehmen.
da er selbst kein Wort davon sagt. Sollte diess hingegen bey irgend einer Gattung
nicht möglich seyn, durch Hülfe einer Nachzelle aber seine Forderungen erfüllt
werden können; so glaube ich, dass wir solches dann mit Recht annehmen dürfen,
wenn er gleich nichts Ausdrückliches davon erwahnt; weil es doch in keiner Ruck¬
sicht ein wesentlicher Bestandtheil eines Tempels war, und er es also füglich unter
der allgemeinen Benennung des Postikum mit begreifen konnte.
Diedel
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Zuvörderst stellt Vitruv eine strenge Klassifikation der verschiedenen Gattungen
regulärer Tempel auf, *) nach deren ausführlicher Beschreibung er dann auch eini¬
ger gewöhnlichen Abweichungen erwähnt B. IV. K. 7. Die Hauptabtheilung ist erst¬
L
ennen abb
5 B. III. K. 1. und B. IV. K. 7.