Full text: Genelli, Hans Christian: Exegetische Briefe über des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst an August Rode

litzelle 
2) Ry N. p. 
12 
eigene Opfer dargebracht werden sollten: man konnte Opfer zu bringen haben die 
absichtlich hinter dem Tempel verrichtet werden mussten — etwa um den Neid an¬ 
derer Gottheiten gleichsam hinterrücks der Hauptgottheit zu versöhnen. Konnte 
man nicht zum Beyspiel hinter das Naos des Thesevstempels das Bild der Nemesis, 
der Athene, oder der zu Athen so hoch verehrten Evmeniden zur Anbetung aufge¬ 
stellt haben? Hierzu war ein Plaz nöthig; und welche Gestalt konnte man wohl 
füglicher diesem Plaze geben als eine der Vorzelle ähnliche? Darum hatte er aber 
doch nicht dieselbe Bestimmung mit diesem, und kann folglich, da wo er gefunden 
wird, nicht mit diesem als gleichbedeutend verwechselt werden. 
Allein Ihre Frage kann auch nicht darauf abgesehen seyn, ob es überhaupt im 
Altérthum Tempel mit solchen Hinterpläzen gegeben habe: Das wissen wir schon 
aus der Ansicht der Ueberbleibsel. Sondern sie ist blos in Rücksicht auf die Lehre 
Vitruvs gestellt. Ich werde demnach im Verfolg einen solchen Hinterplaz zur deut¬ 
licheren Unterscheidung eine Nachzelle nennen, da von einer wirklichen zweyten 
Vorzelle oder Pronaos in der That gar nicht die Rede seyn kann, und demnach 
Ihre Frage nun so stellen; „Ciebt ee in der Klaseification der regulären Tempel, wie 
sie Vitruy aufstellt, solche Gattungen bei welchen eine Nachzelle statt hat, oder 
müssen wir die Beyspiele die wir noch sehen können, durchaus in sein Kapitel von 
den Anomalien verweisen?" 
Diese so gestellte Frage lässt sich nun nicht anders auflösen, als indem wir ver¬ 
suchen, alle von Vitruy aufgestellte reguläre Gattungen wirklich genau nach sei¬ 
ner Vorschrift zu konstruiren. Lassen sie sich alle ohne Amphipronaos dieser Vor- 
schrift gemäss darstellen, so haben wir keine Veranlassung ein solches anzunehmen. 
da er selbst kein Wort davon sagt. Sollte diess hingegen bey irgend einer Gattung 
nicht möglich seyn, durch Hülfe einer Nachzelle aber seine Forderungen erfüllt 
werden können; so glaube ich, dass wir solches dann mit Recht annehmen dürfen, 
wenn er gleich nichts Ausdrückliches davon erwahnt; weil es doch in keiner Ruck¬ 
sicht ein wesentlicher Bestandtheil eines Tempels war, und er es also füglich unter 
der allgemeinen Benennung des Postikum mit begreifen konnte. 
Diedel 
-Io¬ 
Zuvörderst stellt Vitruv eine strenge Klassifikation der verschiedenen Gattungen 
regulärer Tempel auf, *) nach deren ausführlicher Beschreibung er dann auch eini¬ 
ger gewöhnlichen Abweichungen erwähnt B. IV. K. 7. Die Hauptabtheilung ist erst¬ 
L 
ennen abb 
5 B. III. K. 1. und B. IV. K. 7.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.

powered by Goobi viewer