Full text: Genelli, Hans Christian: Exegetische Briefe über des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst an August Rode

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die Gebind zusammen halten. Letztere aber wurden aus Einem Stück nie länger 
gemacht als von Gebind zu Gebind, wo je zwei durch eine eiserne Klammer zu¬ 
sammen gehalten wurden: und dieses gilt von allen Hölzern, welche dem Firstbal¬ 
ken parallel, nach der Tiefe des Raumes zu strecken waren. Dadurch wurde das 
schädliche Sperren und Ziehen verhütet, welches aus der ungleichen Beugung der 
verschiedenen Hölzer nach ihrer Beschaffenheit und Lage mit der Zeit entstehn 
mul', und zuletzt dann Risse verursacht. War nun die Spannung nur gering, so 
dals sie nicht über zwanzig Fuss ging; so waren benannte Theile genug zum Ge¬ 
bind, und die Firstbalken wurden dann oben in die Sparren eingeklemmt b) 
Diese hielsen — Cantherii c), — jene —— Culmina: — 
und die ersten wurden 
im Kopf an drei Viertel Fuss hoch genommen. Wurde die Spannung weiter, bis 
gegen fünf und dreissig Fuss, so dass man die Hölzer stärker hätte nehmen mus¬ 
sen; so klemmte man in die Sparren eine Hangsaul ein, welche — Columen- 
hiels, und auf diese wurden nun die Köpfe der Firstbalken gelegt. Selbige Hang¬ 
saul stand aber nicht auf den Gebindbalken auf, sondern schwebte frei über dem 
selben, damit das Gebind Raum behielt sich gehörig zu senken und zu sperren; 
und sie diente dazu, in ihrem Fussende zwei Streben einzuspannen, die zu bei¬ 
den Seiten hinauf nach den Sparren gingen, um diese in ihrer Länge zu stützen; 
die Balken aber wurden im Mittel mit eisernen Bändern in die Saulen aufgehängt. 
So brauchte man nun, weder Sparren noch Balken, sonderlich stärker zu nehmen. 
und der ganze Druck der Last fiel auf die Saul, wodurch das Gesperr noch fester 
gespannt wurde. Diese Streben hielsen — Capreoli d). 
Stieg die Spannung über vierzig Fuss hinaus, so dass die Saul länger, mithin 
wankender wurde; so war die Spannung der Firstbalken nicht mehr hinlänglich 
für den festen Stand der Gebind, sondern es mussten die Saulen in ihrem Mittel 
noch einmal unter einander, und zwar mit grösserer Festigkeit, verbunden werden. 
Solches geschah nun vermöge der — transtra 
die wir Spannriegel nennen 
wollen, und welche aus zwei beisammen laufenden Hölzern, nach der Tiefe des 
Dachs gestreckt, bestanden, zwischen denen die Saulen eingeklemmt standen, und 
die je zu beiden Seiten derselben durch eiserne Bänder zusammen gehalten wur¬ 
den. Es versteht sich, das da sie nicht ihrer ganzen Länge nach aus Einem 
Stuck seyn konnten, ihre Fugen alterniren mussten. Dann wurde im Winkel, wo 
b) Siehe Tab. XII. Fig. 1. 
0) — Für — Canthelit — von — xavSrdte — ein Lastesel. 
c) Siche Tab. IX. Fig. 1. & Tab. XII. Fig. 3.
	        
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