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nommen haben. Die grösst-mögliche Weite scheint jedoch nie die mittlere Weite
am Toscanischen Tempel übertreffen zu dürfen: d. h. von Stamm zu Stamm darl
sie nie über die Säulenhöhe hinausgehn.
Im Eustylos ist die mittlere Weite, wie im Diastylos zu drei Säulendicken,
die an den Seiten aber messen nur zwei und ein Viertel; die Säulenhöhe macht
er auch gleich der im Diastylos, d. i. zu neuntehalb Dicken. Allein ein mittlerer
Durchschnitt der Weiten giebt drittehalb Dicken, welches in der aufgestellten Stu¬
fenfolge grade zwischen dem Systylos und dem Diastylos hinein palst: und wenn
nur nicht dieselbe Angabe zweimal gleich hinter einander wiederholt würde, und
zwar das letzte Mal mit dem ausdrücklichen Zusatz: wie beim Diastylos D); so
wäre ich deswegen geneigt hier einen Schreibfehler zu vermuthen, und statt neun¬
tehalb, neun Säulendicken für die Höhe zu lesen. Dann erst fiele die Gradua¬
tion vollständig aus, also:
Pycnostylos
Diastylos — Eustylos — Systylos
10 auf die Säulenhöhe.
Modul 81
94
Die Plinthen der Basen nimmt Vitruv zu anderthalb Mal die Säulendicke in
Quadrat an. Mithin beträgt die übrige Weite zwischen zwei Plinthen im
— Diastylos — Systylos — Pycnostylos.
Modul = 2
Da nun zum Durchgang, auch nur lür eine einzelne Matrone, doch wenigstens
nach Römischem Maass zwei Fuss erfordert wurden; so folgt dals schon der Systy-
los gar nicht mehr anzuwenden war, sobald die Säulenhöhe nicht wenigstens
zwanzig Fuss betrug, und der Pycnostylos forderte zum mindesten eine Höhe von
dreissig Fuss: und bei diesem Maass blieb ihnen doch immer noch der Vorwurf
welchen Vitruv ihnen macht, dass die Frauen im Durchgehn einander nicht an¬
fassen konnten. Folglich blieb bei einer Säulenhöhe von zwanzig Fuss der Dias¬
tylos die einzig schickliche Stellung; erst bei einer Höhe von dreissig Fuss fing
der Systylos an brauchbar zu werden, und zwischen beiden fiel die Anwendung
des Eustylos. Der Pycnostylos aber hatte wenigstens eine Säulenhöhe von vierzig
Fuss nöthig, wenn er der Forderung Vitruvs entsprechen sollte: welches man nie
aus der Acht lassen darf, wenn man seine Anleitung zum Aufriss der Ordnung
richtig beurtheilen will. An den besten Griechischen Ueberbleibseln dieser Ord¬
nung spielt auch wohl darum die Säulenweite meist immer zwischen dem Diasty¬
los und dem Systylos Vitruvs.
1) Lihr. III. Cap. II.