links den Häuer mit der Aushauung eines Grabens (Schrames oder Vorgesümpfes)
beschäftigt, worin sich das Wasser sammelt, welches aus den Klüften des Gesteins
der tiefsten Stelle zurinnt. Ein Steiger befindet sich eben bei den Arbeitern, um
nachzusehen, wie die Arbeiten gehen. Der obengenannte Häuer, welcher das
Vorgesümpfe einhaut, versteckt schnell seine Pfeife, damit er nicht um die Schicht
gestraft wird. Der mittelste Häuer ist mit Bohren, der rechte mit dem Besetzen
(Laden des Bohrlochs) beschäftigt. Der Grubenknecht zerschlägt mit dem Treibe
fäustel die zu groben Wände (abgesprengten Gesteinstücke), welche mit dem Kübel
herausgezogen werden müssen. Beim Sprengen muss die Mannschaft sich über die
Schussbühnen zu ihren Köpfen und oft noch höher hinauf zurückziehen.
Fahren wir nun wieder ein Stück heraus nach den nächsten Versuchsort, wo
man bald einen vermutheten Erzgang aufzufinden hofft. Doch ehe wir dahin
gelangen, müssen wir kreuz und quer verschiedene Wege, welche alle mit Namen
bezeichnet sind, z. B. Gottlob Flacher, Abraham-Stehender, Friedrich-Morgengang,
Christoph-Spatgang etc., durchwandern und uns in Acht nehmen, dass wir nicht
von dem Laufbrett in die darunter befindliche Wassersaige abrutschen, denn alles
Wasser, was sich hier sammelt, muss nach dem Kunstschachte abgeführt werden, wo
es durch Maschinen bis zu den Stolln herausgehoben und zu Tage abgeleitet wird.
Doch es scheint wir sind in der Nähe des Orts, denn man hört bereits ferne
Fäustelschläge und dumpfes Geräusch. Endlich zeigen sich die Lichter der Arbeiter.
Blatt 9. Nur zwei Häuer arbeiten vor Ort, da es aber Tag und Nacht im Betrieb
Blatt 9.
Aroenen “er bleibt und verdungen ist, so schreiten dennoch die Arbeiten rasch vorwärts, wenn
das Gestein nicht gar zu fest ist. Der Häuer rechts schiesst den Neinbruch (die
erste Vertiefung), der links die Förste nach. Die übrigen Arbeiter sind beschäftigt
das gesprengte Gestein, oder wenn zugleich Erz vor Ort bricht, das Erz in Karren
nach der nächsten Hauptstrecke zu bringen, von wo es mit englischen Förderwagen
auf Eisenbahnen nach dem Füllorte (man sehe später Blatt 19) gefördert wird.
Mit den gewöhnlichen Abschieds-Gruss „macht g’sund Schicht!“ verlassen
wir diesen Bau und fahren nun wieder zurück, um ein eben im Betriebe stehendes
Ueberhauen (Blatt 10) zur Anlage eines Schachtes zu besichtigen.
Blatt 10.
Ein Ueber
Da man die Absicht hat, zwei übereinander liegende Gezeugstrecken durch
hauen.
einen Schacht so schnell als möglich durchschlägig zu machen, so treibt man auf
demjenigen Punkte der unteren Gezeugstrecke, welcher markscheiderisch dazu
bestimmt worden ist, dem von der oberen Gezeugstrecke bereits im Betriebe stehenden
Abteufen ein Ueberhauen entgegen. Beide Baue müssen bei richtiger Abmessung
von Weltgegend, Längen und Höhen endlich genau zusammentreffen. Dasselbe
Mittel wird und zwar hauptsächlich bei den Stollnbetrieb angewendet, wo man
dann von den Schächten aus Gegenörter treibt.
Hier in diesem Bilde sehen wir die Arbeiter beschäftigt, das Gestein der Förste
oder über ihren Köpfen zu sprengen, was jedenfalls wie beim Abteufen nach einer
gewissen Ordnung geschehen muss. Der hinterste Häuer schiesst den Neinbruch,
die anderen die folgenden Abtheilungen nach. Der Gänghäuer, welcher hauptsächlich
die Anlage der Bohrlöcher zu überwachen hat, stellt so eben den mittelsten Häuer
darüber zur Rede, dass er dem gebohrten Loche zuviel (Gestein) vorgegeben hat
und die Ladung wahrscheinlich zum Bohrloch wieder herausgehen wird, statt
das Gestein abzusprengen. In diesem Falle muss ein neues Bohrloch gebohrt
werden.
Das gesprengte Gestein fällt hier auf die starke Schussbühne, von welcher
es dann mit Vorsicht in den Schacht hinab auf die darunter befindliche Strecke
geworfen und von hier, wie schon beschrieben, weggefördert werden muss.
Der Führer bringt uns nun zum Hauptbau jeder Grube und zwar zu einem
Erzbau. Nach der Art und Weise, wie ein Erzgang abgebaut wird, ob von
oben nach unten oder von unten nach oben, nennt man ihn einen Strossen- oder
einen Förstenbau. Der Strossenbau ist nicht mehr im Gebrauch, weil er viele
Nachtheile hat, hingegen ist der Förstenbau jetzt überall eingeführt. Ein eben an
uns vorüberfördernder Hundestösser mit einer schweren Ladung Erz, welche ei
aus einer Rolle (dem schachtähnlichen Reservoir, welches im Förstenbau angelegt
ist und in der Strecke unter demselben ausmündet) entnommen hat und nach dem
Füllorte oder nach einer Erzkammer fördert, kündigt uns die Nähe eines solchen
Blatt 11
Abbaues an. Blatt 11.
Je nach der Mächtigkeit und dem Erzreichthum des Ganges, sowie der Ein Forstenbau.
Ausdehnung desselben in die Länge, und ob er bereits mit Gezeugstrecken über
oder unter sich durchschlägig ist, sind die Förstenbaue theils mit viel, theils mit
wenig Mannschaft belegt. Ein Geräusch von Hämmerschlägen kündigt uns einen
grösseren Erzbau an. Haben wir erst auf angelegten Fahrten und durch Erklettern
von aufgethürmten Steinhaufen, die ersten Arbeiter erreicht, so bietet sich uns
sogleich ein schöner Anblick dar, da soeben, wie auf dem Bilde dargestellt worden
ist, ein Häuer einen reichen Anbruch gemacht hat und der Obersteiger denselben
besichtigt. Auf diesen treppenartigen Absätzen sind die Häuer so vertheilt, dass
man von einem tiefen oder höheren Standpunkte aus oft zehn und mehr Arbeiter
auf einmal übersieht, was einen sehr lebendigen Anblick gewährt. In früherer Zeit
geschah es auch zuweilen, dass die hier arbeitenden Häuer beim Bohren mit ihren
Fäusteln Schlag (mit Dreischlag) hielten und wohl auch einen Gesang dazu
anstimmten.
Schreiber dieses erinnert sich noch aus seiner Jugendzeit mancher solcher
Stunden, wo die gemeinschaftlichen Gefahren des Bergmannsstandes in wahrhaft
poetischem Reiz sich auflösten.
Da der Bau mit einer oberen Gezeugstrecke durchschlägig ist, so müssen wir die
mühsame Kletterarbeit durch den Förstenbau fortsetzen, um wieder ebenen Fusses
zu kommen.