Von den Gebilden.
System der Gebilde im weitern Sinne des Worts, d. h. der ei
gentlichen Gebilde oder der Gewebe und der Secretionsproducte
aufzustellen. Mein Ziel ist, den Gesammtcharakter der verschiede
nen Gebilde aufzufassen, um ein klares und vollständiges Bild der
organischen Plastik zu gewinnen. Zu dem Ende beachte ich nicht
allein die Bildungsweise und das Lebensverhältniß der Gebilde ne
ben ihren mechanischen und chemischen Eigenschaften, sondern
nehme auch den auf ihre Beziehung zum Leben sich gründenden
Begriff derselben als die Grundlage der Classification an. Letztere
gestalte ich zu einem Systeme, weil in solchem ein klares Denken
der Dinge nach ihrem Zusammenhange und gegenseitigen Verhält
nisse sich ausspricht; und ich baue es dichotomisch, da jedes Sy
stem, welches nicht auf einander ausschließenden Gegensätzen beruht,
willkührlich ist. Da aber in der Natur die Gränzen nicht
scharf bezeichnet sind, wie unser Verstand sie zieht, so entwerfe
ich
ein natürliches System, d. h. eine logische Anordnung, welche
zu
gleich die Verwandtschaften, und zwar theils in der Aufeinander
folge als Mittelglieder und Übergangspuncte, theils in parallel lau
fenden Reihen, ausdrückt. Um einen festen Standpunct zu haben,
fasse ich in Bezug auf die organisirten Gebilde zunächst die mensch
liche Organisation ins Auge (§. 780—797), da hier die verschie
denen Seiten des Lebens am meisten entwickelt und am bestimmte
sten auseinandergelegt sind; und füge dann erst einige Angaben
über die entspechenden Gebilde in der Thierreihe bei (§. 798
808). Noch weniger ist über die Pflanzensubstanz zu bemerken,
die bei gleiartigem Gewebe so große Mannichfaltigkeit in der Mi
schung, wie in der äußern Gestaltung zeigt. Wenn ich übrigens
die Abtheilungen der Gebilde mit den naturgeschichtlichen Ausdrücken:
Reich, Classe u. s. w. bezeichne, so geschieht dies bloß, um den
Gliederbau des Systems übersichtlicher zu machen.
Organisirte Gebilde.
§. 780. a) Das Leben besteht in fortdauernder Selbstbil
dung und innerer Wechselwirkung. Hierzu müssen die Organe in
inniger Gemeinschaft unter einander stehen und in hohem Grade
veränderlich seyn, um alle Eindrücke aufnehmen und durch einen