Full text: Denon, Vivant: Reisen durch Ober- und Unter-Aegypten während Bonaparte's Feldzügen

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Jetzt gab es zu thun. Man mußte die Kanäle 
wieder aufgraben, sie verbessern, und alle Anstalten 
treffen, woran man die väterliche Sorge einer guten 
Regierung erkennt. 
Die Hitze war jetzt unerträglich; der Westwind 
erstickte uns fast, erregte Nasenbluten, und bedeckte un 
sern Leib mit schmerzhaften Geschwüren, trocknete un 
sere Haut und erschwerte die Ausdünstung. Die senk 
recht herunterfallenden Sonnenstrahlen, die Hauptur 
sache aller jener Ungemächlichkeiten entzündeten unsere 
Schweißlöcher und erzeugten auf ihnen lauter kleine 
Geschwürchen, den Kindspocken gleich, die das Liegen 
und Sitzen gleich schmerzhaft machten. Auch ich blieb 
von dieser Krankheit, so wenig als jeder Andre frey, 
aber ich suchte die kühlen Gräber der Könige von The 
ben. Ich trotzte der Entzündung, die mir äußerst be 
schwerlich und ekelhaft war, und machte mich mit dem 
Detachement auf den Weg. 
Heute — den 14. Messidor — erreichte die Hitze 
ihren höchsten Grad. Die Sonne, welche eben ihre 
Sonnenwende feyerte, entzündete unser Blut. Zwey 
Soldaten verschmachteten beym Ausmarsch aus Kene, 
Tags darauf waren 15 andere außer Stand uns zu 
folgen. Wären wir nicht schon einigermaßen an das 
Klima gewöhnt gewesen, wir alle hätten unterliegen 
müssen. Wir durften nur kurze Tagereisen machen, 
und konnten nur am frühsten Morgen marschiren. 
Auf den Feldern lebte indessen alles; sämmtliche Ein 
wohner, unter Aufsicht der Scheiks waren beschäftigt, 
die Kanäle zu säubern, ihre Schleusen am Nil zu öff 
nen. Sorglos weideten die Heerden am Eingange der 
Wüste, und die Felder, vor vier Monaten noch öd 
und verlassen, waren jetzt mit Vieh bedeckt. Einen 
Tag hielten wir uns zu Kus auf; am dritten ka¬
	        
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