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Jetzt gab es zu thun. Man mußte die Kanäle
wieder aufgraben, sie verbessern, und alle Anstalten
treffen, woran man die väterliche Sorge einer guten
Regierung erkennt.
Die Hitze war jetzt unerträglich; der Westwind
erstickte uns fast, erregte Nasenbluten, und bedeckte un
sern Leib mit schmerzhaften Geschwüren, trocknete un
sere Haut und erschwerte die Ausdünstung. Die senk
recht herunterfallenden Sonnenstrahlen, die Hauptur
sache aller jener Ungemächlichkeiten entzündeten unsere
Schweißlöcher und erzeugten auf ihnen lauter kleine
Geschwürchen, den Kindspocken gleich, die das Liegen
und Sitzen gleich schmerzhaft machten. Auch ich blieb
von dieser Krankheit, so wenig als jeder Andre frey,
aber ich suchte die kühlen Gräber der Könige von The
ben. Ich trotzte der Entzündung, die mir äußerst be
schwerlich und ekelhaft war, und machte mich mit dem
Detachement auf den Weg.
Heute — den 14. Messidor — erreichte die Hitze
ihren höchsten Grad. Die Sonne, welche eben ihre
Sonnenwende feyerte, entzündete unser Blut. Zwey
Soldaten verschmachteten beym Ausmarsch aus Kene,
Tags darauf waren 15 andere außer Stand uns zu
folgen. Wären wir nicht schon einigermaßen an das
Klima gewöhnt gewesen, wir alle hätten unterliegen
müssen. Wir durften nur kurze Tagereisen machen,
und konnten nur am frühsten Morgen marschiren.
Auf den Feldern lebte indessen alles; sämmtliche Ein
wohner, unter Aufsicht der Scheiks waren beschäftigt,
die Kanäle zu säubern, ihre Schleusen am Nil zu öff
nen. Sorglos weideten die Heerden am Eingange der
Wüste, und die Felder, vor vier Monaten noch öd
und verlassen, waren jetzt mit Vieh bedeckt. Einen
Tag hielten wir uns zu Kus auf; am dritten ka¬